Oldtimer sind viel lustiger als Aktien

Benzingeruch liegt über dem Parkplatz hinter der Breisacher Stadthalle. 80´Teilnehmer der Oldtimer-Rallye Lions Classic Tour haben sich mit ihren wertvollen Karossen versammelt. Die meisten Fahrzeuge haben über 40, 50 oder gar 60 Jahre auf dem Buckel.

BREISACH. Zum 7. Mal veranstaltete das Hilfswerk des Lions Clubs Breisach/Kaiserstuhl-Tuniberg die eintägige Rallye, bei der es über 200 Kilometer durch Kaiserstuhl und Schwarzwald ging.

 

Auch eine schmucke Bentley-Limousine, Baujahr 1960, startete auf dem Breisacher
Gutgesellentorplatz zur 7. Lions Classic Tour.

Fahrerbesprechung vor dem Start
Kurz vor 8 Uhr duftet es in der Stadthalle nach Kaffee und frischem Gebäck. In der Fahrerbesprechung bekommen die Rallyefahrer das Bordbuch mit allen wichtigen Infos zur Tour. Grußworte, Hinweise und Instruktionen folgen. Die meisten Teilnehmer der Oldtimer- Rallye sind „alte Hasen“. Mit ihren glänzend polierten Autos gehen sie regelmäßig auf Tour. „Wenn man will, kann man von April bis Oktober jedes Wochenende eine Rallye in Süddeutschland, der Schweiz oder Norditalien fahren“, sagt Heinrich Besserer. Der Rechtsanwalt aus Überlingen am Bodensee fährt einen Mercedes-Benz 280 SE, Baujahr 1970.

Die schnittige Limousine hat die Startnummer 34. Ihre rote Lackierung und die Auch eine schmucke Bentley-Limousine, Baujahr 1960, startete auf dem Breisacher Gutgesellentorplatz zur 7. Lions Classic Tour. Foto: Kai Kricheldorff Innenausstattung sind original erhalten. Besserer hat das Auto vor einigen Jahren in der Schweiz gekauft. Damals hatte es 84 000 Kilometer auf dem Tacho. Auch eine Frau sitzt am Steuer.

Der Start am Breisacher Gutgesellentorplatz dauert über eine Stunde. Im Minutentakt gehen die Fahrer auf die Strecke. Nur Fahrer? Fast. Silva Hennigfeld ist die einzige gemeldete Fahrerin. Sie steuert einen wendigen englischen Roadster der Marke MG, Modelljahr 1961. Die Lions Classic Tour ist aber keineswegs eine rein männliche Angelegenheit. Es gibt viele Beifahrerinnen. Das Bordbuch auf den Knien lotsen sie ihre Chauffeure sicher über die Strecke. Das erfordert viel Erfahrung und Konzentration. Auch als Streckenposten an den 12
Kontrollpunkten wirken viele Frauen mit. Sie wachen darüber, ob die Rallye-Teilnehmer die teilweise ziemlich schwierigen Wissens- und Geschicklichkeitsaufgaben lösen.

Schon im ersten Abschnitt, hinter dem Bahnhof Achkarren, zeigt sich, dass die Tücke der Tour im Detail liegt. Heinrich Besserer orientiert sich am Kilometerzähler und versäumt es, links in die Kreisstraße 4926 einzubiegen. Da ist es gut, dass er einen BZ-Mitarbeiter als ortskundigen Beifahrer neben sich hat. Der leitet ihn wieder auf die richtige Strecke. Wissenstest in Oberbergen

Der erste Kontrollpunkt ist an der WG Oberbergen. Emil und Elisabeth Göggel, Lions-Club-Mitglieder aus Breisach, sind hier die Streckenposten. Besserer legt sein Stempelkontrollblatt vor und löst die Aufgabe mit Bravour. Ohne Zögern benennt er die drei vorgelegten Kleinteile eines Automotors und bekommt die volle Punktzahl gutgeschrieben. Weiter geht die Fahrt in Richtung Vogelsangpass. Majestätisch gleitet ein 49 Jahre alter Bentley vor dem roten Mercedes von Heinrich Besserer durch die Kurven.

Was macht den Kick aus, ein altes Auto zu steuern?
„Es macht sehr viel Spaß, mit historischen Fahrzeugen über reizvolle Strecken durch schöne Landschaften zu fahren“, sagt Besserer. Man könne die Wagen nicht immer in der Garage stehen lassen, „alte Autos wollen bewegt werden“. Oldtimer sind aber auch eine interessante Kapitalanlage. „Mit denen hat man keinen Wertverlust und sie sind viel lustiger als eine Aktie“, schmunzelt Besserer, während er mit dem Hebel seiner Lenkradschaltung in den dritten Gang schaltet.

Unterstützung für soziale Projekte
2015 gingen 55 Fahrzeuge auf die Lions Classic Tour, dieses Mal sind es 80 Teilnehmer. Viele kommen vom Kaiserstuhl und aus Südbaden. Aber auch aus anderen Regionen Baden- Württembergs sowie aus der Schweiz sind Fahrer dabei. Um bei der Tour mitzufahren, hat jeder 250 Euro Gebühr bezahlt. Die aufwändige Rallye-Organisation wird überwiegend über Sponsoren finanziert. Somit bleibt dem Hilfswerk des örtlichen Lions Clubs ein ansehnlicher Betrag für die Unterstützung sozialer Projekte in der Regio für Jugendliche und ältere Mitbürger.

Blechbüchsenwerfen am Vogelsang
Am Kontrollpunkt Vogelsanghütte wartet eine Rummelplatz-Aufgabe auf die Chauffeure. Mit einem kleinen Ledersäckchen sollen sie auf eine Blechbüchsenpyramide werfen. Am Bahnhof Eichstetten, dem dritten Kontrollpunkt, kommt es dann auf Geschicklichkeit an. Mit einem Stahlbügel muss ein kleines Drahtlabyrinth möglichst kontaktfrei durchfahren werden.

Ehrfurchtsvolle Fans an der Strecke
Die Oldtimer, von der ehrwürdigen alten Bentley-Limousine über puristische britische Roadster bis zu kraftstrotzenden Porsche-Rennern, sind natürlich auf allen Straßen ein Blickfang. Passanten zücken Kameras und Smartphones, an den Kontrollpunkten umrunden Fans ehrfurchtsvoll und mit großen Augen die historischen Fahrzeuge.

Wer hat die schönste Karosse?
Am Abend haben alle Rallyefahrer die drei Etappen des Parcours bewältigt und kommen zur Siegerehrung und zum Abendessen in der Eventhalle des Restaurants am Rhein wieder in Breisach zusammen. Das Team im Mechaniker-Fahrzeug, dem sogenannten Besenwagen, musste ein paarmal liegengebliebene Oldtimer wieder flott machen. Aber letztlich sind alle heil am Ziel angekommen. Dort wird der Rallye-Sieger geehrt. Mit einem Sonderpreis werden ein Bentley aus dem Jahr 1952 als das älteste und ein Replika Bugatti als das schönste Fahrzeug der diesjährigen Tour prämiert.